ruck zuck


hunde ziehen, reissen, springen und gebärden sich flegelhaft an der leine in unterschiedlichen situationen und aus unterschiedlichen gründen. meistens, weil sie etwas spannendes gesehen oder gerochen haben. vielleicht einen artgenossen, eine katze, einen vogel, einen bekannten, oder weil wir ihnen gerade etwas zu langsam unterwegs sind und sie einfach schneller laufen wollen als wir. junghunde und gar nicht erzogenen hunde ziehen, weil sie noch nicht gelernt haben, dass eine leine auch durchhängen kann. dann wird von vielen halter*innen der leinenruck fälschlicherweise als erziehungsmethode eingesetz. gelernt, wird es in hundeschulen die aversiv arbeiten was in letzter zeit wieder mode zu sein scheint. auch in der schweiz ist es leider immer noch der fall, dass diese unsitte noch gelehrt wird. sehr oft ist der ausschlaggebende grund für den leinenruck aber mangelnde geduld. und auch gut geschulte hundehalter*innen greifen wieder vermehrt darauf zurück.

was ist leinenruck?

der leinenruck ist ein extrem starkes zwangsmittel in der erziehung des hundes. obschon lange verpönt, sieht man auf spaziergängen immer wieder zurückzuckende leinen und am leinenende halter*innen die oft verärgert sind, die geduld verloren haben oder sich einfach nicht sicher sind, wie sie auf den ziehenden hund anders reagieren sollen weil sie sich im moment des geschehens nicht bewusst sind, dass druck gegendruck erzeugt. bei schlecht oder nicht ausgebildeten halter*innen ist es noch irgendwie verständlich, denn sie kennen keine alternativen die sie an stelle des ruckes einsetzen können. und darum machen sie das naheliegendste was ihnen einfällt, sie ziehen nicht etwa sanft zurück, sondern versuchen den hund durch ruckartiges ziehen daran zu erinnern, dass am andern ende der leine noch jemand steht. hat jemand eine gute hundeschule besucht und alternativverhalten gelehrt bekommen, ist diese form der leinenführigkeit absolut verwerflich denn es fügt dem hund nur schmerzen zu. bringen tut dieses leinenrucken vom erzieherischen her nur den wenigsten etwas, denn oft hören die hunde bei dieser methode auch nicht dauerhaft mit dem ziehen auf. 

weshalb sind gute, mit der modernen lerntheorie ausgebildete trainer gegen diese methode? 

dank neuer wissenschaftlichen erkenntnissen, kann man belegen, dass durch den unerwarteten ruck an der leine beim hund schmerzreize ausgelöst werden. die kehle und die halswirbelsäule des hundes sind äusserst schmerzempfindlich und reagieren dementsprechend auf einen starken ruck an der leine, insbesonders wenn dieser ruck noch bei einem halsband tragenden hund geschieht. bewusst trainiert wird diese methode von trainern die das so lehren, denn der hund soll auf diese weise sein unerwünschtes verhalten mit dem schmerz verbinden und wegen dem schmerz mit dem ziehen aufhören. diese methode ist gegen das hundewohl und einem halter mit charakter unwürdig. ein hund soll niemals als objekt zum quälen gehalten werden, sondern als kollege, gspänli, familienmitglied. leider müssen wir diese argumentation immer wieder ins feld führen damit wir uns bei vielen haltern gehör verschaffen können.



welchen gesundheitlichen risiken ist ein hund der mit leinenruck geführt wird ausgesetzt?

sehr häufig ist der rücken in mitleidenschaft gezogen. unter anderem halswirbelschäden, die laut studie vor allem bei „ziehenden“ hunden auftreten. symptome wie nackenschmerzen, kopfschmerzen und schwindel können verursacht werden. im schlimmsten fall kann es zu bleibenden nervenschädigungen im halsbereich kommen, da gewisse nerven durch den dauernden zug abgeklemmt werden und so in ihrer funktion geschädigt werden können. weiter bekannt sind bandscheibenvorfälle, arthrose und spondylose die durch das extreme ziehen des hundes und das zurückreissen des halters stark begünstigt werden, denn der ruck wirkt sich nicht nur im bereich des halses aus, sondern auch auf die hundebeine, die ja den ganzen hund aufrecht und in der balance zu halten versuchen. auch der kehlkopf ist sehr empfindlich und bei ruck verletzungsgefährdet. das kann chronische kehlkopfentzündungen, kehlkopfblutungen und nervenschäden auslösen oder zum bruch von kleinen knorpeln kommen. auch verletzungen der luftröhre und starke atemnot führen werden immer wieder diagnostiziert. grosse negative auswirkungen auf die augen werden immer wieder dokumentiert. durch den druck um den hals, kann es zu einer deutlichen steigerung des augeninnendruckes kommen, was zu schlimmen augenverletzungen führen kann. quetschungen an den schilddrüsen und dem bindegewebe sind bei ständigem rucken und ziehen nicht zu vermeiden.

negative verhaltensweisen 

bei vielen hunden führt die erziehungsmethode mit dem ständigen leinenruck zu aggressivem verhalten. so verbinden sie zum beispiel den schmerz der via leinenruck ausgeübt wird falsch und werden in ähnlichen situationen aggressiv anstatt, dass sie mit dem leineziehen  aufhören. die ersten paar lebensjahre akzeptiert der hund den leinenruck wahrscheinlich. irgendwann aber, spätestens wenn die schmerzen zu gross werden, kann sich ein so grosses aggressionspotential entwickeln, dass der hund sich wehrt und zubeisst. andere wieder akzeptieren den leinenruck, und gehen in der folge etwas ruhiger an der leine. nicht aber weil sie schöneres leinelaufen verinnerlicht haben, sondern alleine aus dem grund, keine schmerzen erleiden zu müssen. sie legen ein sogenanntes meideverhalten an den tag. wenn diese hunde dann ausbrechen, ja dann, gute nacht. aus diesen vielen gründen sollte der leinenruck nicht angewendet, sondern bei einem sich an der leine unbändig gebärdenden hund mit anderen alternativen methoden reagiert werden. das richtige handling können sich, wahrlich am wesen hund interessierte, in jeder guten hundeschule aneignen.

alte versus neue methode

wenn wir das thema bei halter*innen ansprechen die bereits einen hund nach der alten methode ausgebildet haben erklärt man uns fast jedesmal, dass der letzte hund dies aber sehr gut habe akzeptieren können, und man mache das wieder so. diese leute machen uns jeweils sehr traurig. für uns gibt es dann jeweils nur zwei alternativen. zähe überzeugungsarbeit zu leisten oder einfach zu akzeptieren dass diese menschen lernresistent sind. warum sollen wir uns wegen alt hergebrachten unsitten die immer noch in den köpfen herumgeistern ellenlange diskussionen ausgeliefert sein. warum kann nicht auf anhieb akzeptiert werden, dass man viele neue wissenschaftliche erkenntnisse hat, weil in den letzten jahren sehr viel forschungsarbeit betrieben worden ist was die kynologie betrifft. warum braucht es von unserer seite soviel überzeugungsarbeit wenn man nach den neusten erkenntnissen den unterricht gestalten will. für uns unverständlich, denn niemand kann es sich in der heutigen zeit leisten, weder im privatem noch im job, ohne weiterbildung stehen zu bleiben. warum wird aber immer noch die meinung vertreten, die hundeerziehung sei vor 20/30 jahren stehen geblieben? es wäre grossartig und für das wohl unserer lieblinge nur förderlich, es würde ein umdenken stattfinden und alte muster losgelassen. 



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