trügerische videos kritisch betrachten




eine assistenzhundehalterin hat letzthin zur diskussion gebracht, dass ihr nicht begreiflich sei, dass es in amerika assistenzhunde gäbe, die bereits mit 12 monaten eigenständig funktionieren und ihren personen assistieren würden, und bei ihrem hund sei das noch nicht der fall. sie habe videos aus amerika gesehen aus denen dies ersichtlich sei. als ich ihr sagte, dass ich persönlich solche videos stark anzweifeln würde, weil dies schlicht und einfach mit einer soliden und seriösen ausbildung nicht möglich sei, insistierte sie vehement und meinte, sie würde keinen schrott konsumieren. das untetstelle ich unserer kundin auch nicht, aber für laien ist es sehr schwierig den durchblick zu haben was tauglich ist und was eben nicht. ich machte sie darauf aufmerksam, dass immer nur gezeigt wird, was gut funktioniert. machen wir selber ja auch wenn wir videos bei fb, instagramm oder youtube präsentieren. man will sich ja schliesslich gut verkaufen und vor allem will man keinen shit storm produzieren. allerdings frage ich mich schon, ob ein shit storm nicht doch gerechtfertigt sein könnte, wenn angeblich 12 monate alte hunde tatsächlich in den wenigen lebensmonaten die sie hinter sich haben, so gedrillt worden sind, dass sie solche höchstleistungen schon perfekt absolvieren sollten. stimmen die altersangaben muss man hinterfragen um was man einen solchen hund nicht alles beraubt der sich solchem drill zu unterwerfen hat. sicher mal um eine unbeschwerte welpen- und jugendzeit. das ist geradeso, wie wenn ein kind mit drei jahren in den chinesischen, mit vier in den englischen und mit fünf in den französischen und schlussendlich mit 5 und 6 jahren in den heimischen kindergarten geschickt wird. wo bleibt da die kindheit. wo bleibt das wohl der individuen mit denen man solche spielchen treibt? bei den hunden ist auf jeden fall zu beachten, dass in einem solchen fall das hundewohl auf der strecke bleibt. bei den humans würde das kinderarbeit gleichkommen. ein hund ist bei einer grundausbildung einhundert prozent auf seinen halter angewiesen, und um eine solche handelt es sich in den ersten 12 lebensmonaten. in diesem alter sind 
die gehirnstrukturen noch gar nicht soweit ausgebildet, dass sensible aufgaben selbständig ausgeführt werden können. warum werden bei seriösen anbietern hunde erst nach der mentalen reife zu fachprüfungen zugelassen? weil sich dann die letzte hirnstruktur entwickelt hat die für werte und den charakter verantwortlich sind, der hormonspiegel eingependelt ist und sich dadurch das verhalten des hundes stabilisiert, und das ist voraussetzung wenn ein hund selbständig und zielorientiert arbeiten ausführen soll. 




wunderbar kann in  filmchen gefakt werden mit altersangaben, zeitdauer und beim schneiden der sequenzen. ein springender punkt bei diesen darstellungen ist auch immer wieder die zeitdauer die beim konsumenten verzerrt ankommt. das ist auch bei allen tiersendungen wo ausbildungstools gezeigt werden der fall. in der ersten folge wird der besuch mit der erstabklärung gezeigt und da wird auch gleich der lösungsansatz präsentiert. in der nächsten folge, ca. zwei wochen später wird dann der hund mit bereits riesigen verbesserungen vorgestellt und in der dritten folge wiederum wenige wochen später beherrscht das team das problem bereits. dass diese besuche, erstens nicht live gesendet werden, sondern aus der konserve kommen und, dass die aufnahmen bei den gezeigten teams zum teil monate auseinander liegen, das ist vielen zuschauer*innen nicht mehr bewusst wenn sie mit ihrem vierbeiner an einem problem oder der erziehung arbeiten. wieso geht es bei uns so langsam, bei youtube geht es doch sehr viel schneller und im fernsehen haben sie es auch gezeigt und der hund dort konnte es in ganz kurzer zeit. man hinterfragt aber nie wie hinter den kulissen mit dem hund gearbeitet worden ist. ist das hundwohl berücksichtigt worden? wurde trainiert statt dominiert? oder aversiv, mit positivem bestrafen wenn der hund  nicht sofort kapiert hat? mit reizüberflutungen? mit liebesentzug? mit ignorieren? es wird zu wenig hinterfragt. man sieht einfach und will möglichst das gleiche. dabei sind gerade in der jugendzeit viele faktoren zu beachten die für die weitere entwicklung des hundes wichtig sind und man muss sich immer wieder vor augen führen, dass ein hund im ersten lebensjahr eine körperliche wie mentale entwicklung durchmacht für die einem menschen 18 lebensjahre zu verfügung stehen. und damit ein hund das gut verkraften kann dazu braucht es einfach zeit, viel geduld und ein kleinstschrittiger aufbau im einführen in unsere umwelt und in der erziehung. 

bei diesen suupertroopermonsterhunden die mit  monaten schon alles können würde mich auch sehr interessieren wie lange sie den permanenten druck der auf sie aufgeübt wird stand halten können. wann werden sie, weil sie dem ganzen überdrüssig sind, abhängen und die arbeit verweigern? irgendwann kommt der punkt wo genug, genug ist



und was ist, wenn sie älter werden und belastungen nicht mehr aushalten wie ein junghund? werden sie depressiv oder zeigen sie auf einmal ein latentes aggressives verhalten? ich habe sporthunde im agilitybereich erlebt die solches abhängen aus überdruss bereits als 2 jährige aufwärts an den tag legen. da hilft dann nichts mehr anderes als den hund aus dem sport zu nehmen. als untauglich und unfähig werden sie dann irgendwie weiter verschachert. bezüglich der mentalen und körperlichen belastung gibt es kein unterschied zwischen haus-, sport- oder arbeitshunden. alle brauchen eine unbeschwerte jugendzeit und eine körperliche reifung bis man mit ihnen spezifische fachtools aufbauen kann. die körperliche fitness ist in der regel mit einem jahr gegeben. das ist fast bei allen hunden gleich. bei der mentalen reifung, also dem erwachsen sein, gibt es grosse unterschiede von ca 1,5 bis ca. 3.5 jahren, abhängig von grösse, rasse und geschlecht. wer einen grossen hund sein eigen nennt, muss einfach einen zacken mehr geduld haben. bei einem männchen ist die wahrscheinlichkeit gross, dass er extrovertierter als ein weibchen ist. ausser die hormonzusammenstellung gibt einen anderen weg vor. einen extroviertierter hund zu haben bedeutet zusätzlich noch etwas mehr energie seitens des halters investieren zu müssen, denn sie sind an allen reizen die die umwelt bietet extrem interessiert. kommt dann noch ein etwas unsicheres verhalten dazu wird es noch einmal etwas schwieriger wenn sie erwachsen werden. dann zeigt sich ganz klar auf, ob man sie gut in die umwelt eingeführt hat oder eben nicht. hat man sie in der welpen- und junghundezeit mit reizen überfordert bekommt man die quittung spätestens beim mentalen erwachsen werden präsentiert. sie sind unsicher, quengelig, bellfreudig und oftmals schwer zu bändigen.



das sind in unseren augen alles gute gründe, warum wir mit 12 monaten keine fachspezifisch ausgebildete hunde bieten können und wollen. wir legen zwar unser augenmerk schon während der basisausbildung auf die kommende sport oder fachausbildung und integrieren tools die hilfreich sein werden, sind aber immer bestrebt, die hunde nicht zu überfordern.



ein weiteres wichtiges kriterium sind die ressourcen die halter*in und hund mitbringen. es gibt teams die harmonieren extrem gut. dann wiederum gibt es teams da braucht das zusammenfinden etwas länger. dies kann verschiedene gründe haben. oft ist es aber so, dass es fast immer schwierigkeiten gibt wenn ein ersthundehalter*in im spiel ist und der hund überbordert. ein weiterer punkt ist, wenn halter und hund von der körperlichkeit nicht optimal passen. sprich eher kleine, feine person mit einem grossen, massigen hund. wenn der hund dann noch temperamentvoll ist, wird es immer etwas tricki, denn das wachstum des hundes läuft der erziehung davon. dann kann es speziell in der pubertät für solche halter*innen zu wahren kraftakten kommen wenn der hund seinen willen durchzusetzen versucht. ein ganz wichtiger punkt ist aber auch die lebenssituation der halter*innen. je stabiler und harmonischer die lebenslage ist, desto geborgener und sicherer kann der hund sich fühlen denn in routine und mit ritualen fühlt sich der hund wohl. ist die situation der halter*innen aber extremen schwankungen ausgesetzt, kann dies für den hund kontraproduktiv sein und er wird unruhig und zeigt übersprungshandlungen, dann ist das hinterfragen der lebenssituation angesagt.

dies alles sind punkte warum die einen teams schneller sind beim lernen und andere halt etwas langsamer. es nützt also gar nichts, sich von videos und kleinen filmchen verrückt machen zu lassen. wichtig ist schlussendlich nur, dass man versucht ein harmonisches zusammenleben mit den vorhandenen ressourcen zu gestalten, an seinem treuen vierbeiner freude hat und mit ihm viele gute jahre verleben kann. menschliche ambitionen die den hund überfordern, sind dabei fehl am platz. 

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