warum immer negativ

vor 10 jahren habe ich mich entschlossen neue wege in der hundeerziehung zu gehen. alles was ich bis dahin erlebt hatte, bereitete mir missfallen. meine damaligen traumatischen erfahrungen sind auf die erziehung meiner hündin shiva zurückzuführen. mit ihr war ich, was die erziehung betraf, das erste mal auf mich gestellt. obschon wir in der familie immer hunde hielten, war die ausbildung nie meine baustelle. ausserdem lebten wir viele jahre in mittelamerika, wo die hundehaltung sowiso einen anderen stellenwert hat. dazu muss ich allerdings sagen, dass bei uns die hunde schon seit je her als familienmitglieder gehalten worden sind. ich ging mit shiva also, weil man das in der schweiz halt so machte und ich es nicht besser wusste, in eine  welpenspielgruppe. was ich heute nie mehr machen würde, aber heute weiss ich es auch besser. kurz gesagt, es war für mein mädchen und mich, nur stress pur. im junghundekurs war es dann noch schlimmer, ein absolutes no go was uns da als erziehungsmethoden präsentiert wurden. wasser anspritzen, blechdosen gefüllt mit nägeln oder andere wurfgeschosse schmeissen, kuppendruck, auf die pfoten stehen damit der hund warten lernt und noch einiges mehr. einmal verlangte man von mir, dass ich ihr mein knie ins gesicht ramme weil sie in ihrem jugendlichen übermut an mir hochsprang. das liess mich dann auch mein mädchen unter den arm nehmen und den platz umgehend verlassen. zu meiner schande muss ich gestehen, dass ich blechdosen schmeissen und wasser spritzen ein paar mal anwendete. als ich aber bemerkte, dass meine hündin jedesmal zusammenzuckte wenn meine hand sich richtung jackentasche hinbewegte, war für mich klar, das will ich so nicht. ich wollte und will keinen hund der in panik gerät wenn ich mich bewege oder gegenstände in die hand nehme. ich bin nicht so erzogen worden warum sollte ich das meinem hund antun. in meinen augen müssen sich auf diese art und weise nur charakterschwache menschen beweisen. zudem war es mein ziel eine hündin zu formen die mit freude durchs leben geht und spass hat mit mir zusammen zu sein.


ich fing mich also an umzutun leute zu finden, die gleich dachten wie ich. dann traf ich zum glück auf eine trainerin die etwas mehr ahnung hatte von positiver erziehung. von ihr habe ich mich inspirieren lassen. durch sie hat sich mir eine neue welt aufgetan. und dank ihr wurde mein interesse geweckt mehr über das wesen hund zu erfahren. nach langem suchen und abwägen fand ich den für mich geeigneten ausbildungslehrgang. dort lernte ich dank vieler tollen dozenten, wie man es eben auch erfolgreich anders machen kann, und ich durfte mit genugtuung feststellen, dass ich nicht der einzige bin bei dem der hund eben nicht nur ein hund ist der in der familienhierarchie den letzten platz einnimmt, sondern ein wesen, das im familienverband voll integriert sein soll und zu dem man grösste sorge tragen muss. was mich immer wieder, auch heute noch, fasziniert, ist das formen der positiven anlagen die ein hund mitbringt. nicht immer mit verhaltensabbrüchen zu arbeiten sondern dem hund genau ansagen was man von ihm erwartet. keine positiven bestrafungen zufügen wenn es vermeidbar ist, und ist es nicht vermeidbar, zu wissen, wie ich es dem hund schmackhaft machen kann, dass er halt nun am geschirr und der leine zu gehen hat, und nicht seine freiheit geniessen kann. das nur so als beispiel. wie schön wäre es in meiner schulzeit gewesen, die lehrer wären nicht immer nur auf den fehlern rumgeritten sondern hätten mal die positiven ergebnisse rausgestrichen. wäre doch nur eine rechenprüfung mit 4 richtigen und nicht 6 falschen bewertet worden. dass ich nun mit hunden anders arbeiten kann, indem ich das positive herauskitzle hat mir persönlich zu einer neuen lebenseinstellung verholfen. ich sehe heute nicht mehr als erstes was negativ ist, sondern das positive. bei den halter*innen sind wir in der regel leider immer wieder mit der prägung des negativen konfrontiert. alle wollen sie zwar nach der methodik des positiven lernen arbeiten, tun das zum teil auch, aber sie sind so stark vom system in dem wir aufgewachsen sind geprägt, dass sie uns immer als erstes mit den negativen attitüden ihres hundes konfrontieren. uns wird von den meisten halter*innen sofort wenn wir kommen mitgeteilt, was der hund alles nicht gut macht. fragen wir dann nach was er denn alles gut macht, kommt immer zuerst ein moment des nachdenkens, dann sprudelt es los und ganz viele positive eigenschaften kommen zum vorschein. eine weitere negative einschätzung erfolgt sehr oft
 wenn wir ein tool erklären mit der äusserung "also das macht mein hund sicher nicht". wenn wir dann trotzdem darauf beharren, dass das tool wenigstens im ansatz ausprobiert wird, ist das staunen gross, wenn der hund eifrig mitmacht. ein typisches beispiel ist, wenn wir suchspiele machen. wir können immer wieder und wieder erklären, dass der hund verschiedene suchmethoden hat und die nach seinem gusto anwendet. aber wehe wenn der hund nicht gleich auf das ausgestreute leckerli lossteuert und frisst sondern das ausschlussverfahren anwendet. dann heisst es sofort, "mein hund ist zu doof, der hat eine schlechte nase, der kann nicht einmal ein leckerli finden". wäre es in einem solchen fall nicht besser, man würde dem hund zeit zur verfügung stellen und sich freuen, dass der hund selbständig seine nasenfähigkeit einsetzt. das ist doch eine basis auf der wir arbeiten können und wollen. die halter*innen müssen lernen, dass der hund ein völlig anderes tempo hat als der mensch. stellt man ihm die zeit die er braucht zur verfügung, kann er seine fähigkeiten auch ausspielen. dann kann man sich an den erfolgen die sich einstellen erfreuen und erlebt ein positives miteinander. dieses positive miteinander löst sehr viele glückshormone aus was zu beiderseitigem wohlbefinden führt. 

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